Gefahren durch Vulkane
Um die 1000 Grad heiße Lava, Explosionen, brennende Ströme – Vulkane sind gefährlich, keine Frage.
Glücklicherweise lässt sich inzwischen vorhersehen, wo in etwa ein Ausbruch zu erwarten ist, und wenn es kurz bevorsteht, warnt ein deutlicher vulkanischer Tremor die Menschen in der Umgebung. Mit moderner Wissenschaft bedeutet das, dass man meistens noch rechtzeitig evkuieren kann und immer seltener Menschen an Vulkanausbrüchen sterben müssen.
Nichtsdestotrotz sind es Bestien. Es sind feuerspeiende Drachen, die sich über Häuser und Felder einfach drüberwälzen, als wäre da nichts. Sie haben eine zerstörerische Kraft, gegen die wir Menschen nicht ankommen. Wir können nur mit den Gefahren, die von Vulkanen ausgehen, umgehen und Personenschäden vermeiden. Alles von Menschen erbaute werden Vulkane einfach wegrasieren, wenn es in ihrem Weg steht.
Vulkanausbrüche
Vulkanausbrüche klingen wie ein sehr unwahrscheinliches Ereignis, fast so wie dass jemandem ein Asteroid auf den Kopf fällt. Aber ganz so selten ist es nicht: Jedes Jahr brechen etwa 50 der aktiven Vulkane aus. Einige, wie der Stromboli in Italien, sind daueraktiv, in anderen Regionen wie dem pazifischen Feuergürtel gehören Vulkanausbrüche zum Alltag. Meist handelt es sich um keine großen, spektakulären Ausbrüche, sondern um ein wenig Spucken, ein wenig Asche, ein wenig Lava. Trotzdem fallen ihnen immer wieder Menschen zu Opfer: Bei den großen Ausbrüchen, aber auch immer wieder bei kleineren. Grund dafür ist, dass die Umgung von Vulkanen sehr fruchtbar ist und deshalb gerne besiedelt wird – wenn dann ein Ausbruch für die Bevölkerung überraschend kommt, kann es zu spät sein, sich noch in Sicherheit zu bringen.
Seit 1700 sind etwa 300.000 Menschen bei Vulkanausbrüchen ums Leben gekommen, davon 25.000 alleine in den 1980er Jahren. Auch wenn die Vorhersehbarkeit immer besser wird: Große, massive Ausbrüche fordern in stark bevölkerten Regionen immer mehr Opfer.
Die unmittelbaren Gefahren bei einem Vulkanausbruch lauern weniger in der ausfließenden Lava, die meist recht langsam ist. Hohe Zahlen an Opfern fordern pyroklastische Ströme, denen man nicht entkommen kann. Auch Erdrutsche aus Lava und Schotter, die durch zusammenbrechende Krater entstehen, können ganze Orte verschütten. Schlammmlawinen, sogenannte Lahare, die aus Wasser, Vulkanasche und Schotter bestehen, können große Regionen um einen Vulkan unter Schlamm begraben. Und nicht zuletzt können gespeicherte Gase explosionsartig freigesetzt werden.
Wie nah ist zu nah?
Vulkane können ein interessantes Schauspiel darstellen. Auf Island kann man die relativ harmlosen Vulkane sehr nah betrachten, in Guatemala gehören Wandertouten auf den Kraterrand aktiver Vulkane zum normalen touristischen Ausflugsprogramm, Touren auf den Ätna erfreuen sich großer Beliebtheit. Gerade sanfte, effussiv und lang anhaltend eruptierende Vulkane sind zum Anschauen geeignet. Vorsicht ist aber immer geboten: Wenn ein vulkanisches Gebiet gesperrt ist, hat das Gründe.
Plötzlich oder vorhersehbar?
Vulkane brechen meist nicht ganz überraschend aus. Auch wenn es fast unmöglich ist, den exakten Zeitpunkt vorher zu kennen, werden vor einem Vulkanausbruch die Anzeichen immer deutlicher.
In den Tagen und Wochen vor einem Vulkanausbruch häufen sich die Erdbeben, in den Tagen unmittelbar vorher können es mehrere hundert an einem Tag sein. Sie werden zu Schwarmbeben, die immer näher an die Erdoberfläche kommen und sich dem Punkt der Eruption annähern. Diese Beben können gemessen werden und stellen ein deutliches Warnsignal dar. Unmittelbar vor einem Ausbruch verdichten sich kleine, langperiodische Beben zum vulkanischen Tremor, einer konstanten Vibration, die das Aufsteigen der Magma durch den Ausbruch begleitet.
Die aufsteigende Magma läßt die Erde nicht nur zittern, sondern bläht sie auch auf: An den Hängen eines nahenden Vulkanausbruchs läßt sich oft eine deutliche Deformation messen. Zudem steigt die Temperatur durch das heiße, näher kommende Magma. Des weiteren deuten austretende Gase darauf hin, dass ein Ausbruch bevorsteht.
Schon Jahre im Voraus kann man erkennen, dass die Strahlungswärme bei steigender vulkanischer Aktivität zunimmt. Eine Auswertung von Satellitenbildern hat 2021 ergeben, dass dei Temperatur um bis zu einem halben Grad steigen kann und so darauf hindeutet, dass hier etwas passieren kann. Diese neue Erkenntnis kann dazu beitragen, in Zukunft die aktuell aktivsten Vulkane gezielter zu überwachen.
Erdbeben, die vor dem Vulkanausbruch auf La Palma am 19.9.2021 zur Oberfläche aufsteigen
Überwachung aktiver Vulkane
In etwa 70 Vulkan-Observatorien werden die Aktivitäten rund um Vulkane intensiv beobachtet. Gerade solche, die eine große Gefahr darstellen wie in Europa der Vesuv, werden lückenlos überwacht.
Neben der Überwachung ist aber vor allem menschliches Handeln gefragt: Was soll passieren, wenn Wissenschaftler einen Ausbruch vorhersagen? Wie ernst das genommen wird, und wie frühzeitig evakuiert wird, kann den Unterschied zwischen einem überschaubaren Problem und einer enormen humanitären Katastrophe machen.
Reisen in Vulkanregionen
Vulkane kündigen ihre Aktivitäten oft schon länger vorher an. Wenn ein Vulkan besonders intensiv beobachtet wird, ist dort meist eine interessante Aktivität festzustellen. In dem Fall tut man gut daran, die aktuellen Nachrichten zu verfolgen und darauf zu achten, ob in einer Region Notfallpläne aktiviert werden. Das geschieht meist schon deutlich vor einem echten Risiko, soll aber dazu dienen, dass die Bevölkerung schon mal in Alarmbereitschaft ist.
Bei deutlichen Anzeichen für eine nahende Eruption sollte man als Urlauber überlegen, das Gebiet zu verlassen. Wenn man bleibt: So ruhig wie möglich einfach das tun, was von den lokalen Behörden angeordnet wird.
Vulkanische Gase
Rund um einen Vulkan schlagen Luftmeßstationen regelmäßig Alarm: Schwefel, Partikel, CO2 und zu wenig Sauerstoff – direkt neben einem Vulkan wird die Luft für Menschen dünn.
Deshalb tragen Vulkanologen, die in die Nähe eines Lavastroms gehen, entsprechende Gasmasken, gegen die jede FFP2-Maske luftig ist, und natürlich eng am Gesicht anliegede Schutzbrillen. Und wenn sie sehr nah kommen noch Schutzanzüge….
Einen Spaziergang an eine aktive Lavazunge ohne solchen Schutz und entsprechende Kenntnisse sollte man also unbedingt unterlassen.
CO2 (Kohlendioxid)
CO2 entsteht bei jeder Verbrennung, als auch bei einem brodelnden Vulkan in rauhen Mengen. Es ist das Gas, das bekannt als Treibstoff der drohenden Klimakatastrophe ist – und das Gas, das jeder Mensch beim Atmen produziert.
CO2 ist schwerer als Luft und kann sich als eine Schicht über den Boden legen, wo er sich in gesundheitsschädlichen Konzentrationen ansammeln kann. Das kann in Kellern von Brauereien, aber auch in Senken an den Rändern aktiver Vulkane passieren.
SO2 (Schwefeldioxid)
SO2 kann sich mit Wasser zu Schwefelsäure verbinden. Das ist insbesondere dort gefährlich, wo Lava auf große Mengen Wasser trifft – z.B. beim Eintritt ins Meer, bei Regen oder bei Kontakt mit dem Grundwasser. Das für Menschen hochgradig schädliche Gift sollte nicht eingeatmet werden – einer der Gründe, warum die Gegend um aktive Vulkane oft auch dann gesperrt ist, wenn gar keine Gefahr mehr zu sehen ist. Vulkanologen nähern sich den kritischen Zonen nur mit Gasmasken.
Aus dem ausgetretenen Schwefeldioxid kann sich sauerer Regen bilden, der weit weg von einem Vulkanausbruch abregnen kann.
H2S (Schwefelwasserstoff)
Der Geruch nach faulen Eiern, den man in der Nähe von Vulkanen wahrnehmen kann, verdankt sich dem Schwefelwasserstoff in der Luft. Der Geruch deutet auf eine beginnende ungesunde Konzentration dieses extrem giftigen Gases hin, das glücklicherweise wenn es in der Natur auftritt nur selten zu Schäden an Menschen führt: Man versucht automatisch, dem Geruch zu entkommen.
Der schleichende Tod: Gasaustritte aus Kraterseen
Gase vulkanischen Ursprungs können Menschen sehr unvorhersagbar töten. Am Grund von Kraterseen kann sich CO2 ansammeln. Wenn es sich nicht mit dem Wasser verbindet, kann es als Gasblase darunter liegen und explosionsartig bei einer vulkanischen Erschütterung austreten. Ein solches Ereignis tötete 1986 in Kamerun 1700 Menschen, die von den Hang herunterkriechendem C02 vergiftet wurden.
Einzelne Opfer fordern vulkanische Gase, wenn Forscher oder Interessierte ohne Schutz zu hohen Konzenrationen ausgesetzt werden. Der einzige Tote bei dem Ausbuch des Teneguia auf La Palma 1971 war ein Fotograf, der im Krankenhaus an seinen Vergiftungserscheinungen starb.
Vulkanische Asche
“Lavaasche? Ja, damit kennen wir uns hier aus… (lacht) Ich meine, stell dir vor, du kommst nach Hause, das Haar und Gesicht voll Asche. Bevor du duschen gehst, machst du erst mal die Asche im Bad weg, dann befreist du deine Haare davon. Ein bisschen was bleibt immer noch, aber zumindest rieselt dir die Asche nicht mehr ins Essen. Und bevor du schlafen gehst, schüttelst du die Asche aus deinem Bett… nachdem du die letzten Körnchen aus deinen Zähnen gepult hast….”
(Lidia, Los Llanos, La Palma)
Jede vulkanische Explosion wird von Asche begleitet. Die daraus entstehende Wolke kann sich mehrere Kilometer hoch ausdehnen und hunderte bis tausende Kilometer weit getragen werden. Extreme Mengen an Asche können sich über Wochen und Monate in der Athmosphäre halten und den Eintritt von Sonnenstrahlen bremsen, so dass es zu kurzzeitigen Klimaveränderungen in großen Regionen kommt.
Vulkanische Asche kann also nicht nur die direkte Umgebung eines Vulkans, sondern auch große Lufträume beeinflussen: Beim Ausbruch des Eyjafjallajökull in Island 2010 – einigen noch in Erinnerung – kam für mehrere Tage der gesamte nordeuropäische Luftraum zum Erliegen, weil die Aschewolke nicht mit der Sicherheit der Triebwerke vereinbar war.
Kleine Aschepartikel sind wie Glas, unglaublich scharfkantig. Diese Partikel können für Menschen ungesund werden.