Vulkanische Tauchgebiete

Tauchen mit Vulkanen: Das blühende Leben

 

Es ist kein Zufall, dass viele vulkanisch aktive Gebiete auf der Erde besonders beliebte Tauchdestinationen sind. Vulkanische Felsformationen unter Wasser bieten einen perfekten Lebensraum für Schwämme, Algen und Kleintiere. Hier siedelt sich Futter für größere Meeresbewohner an, und diese wiederum locken die großen Prädatoren.
Neben der überwältigenden Fauna liefern vulkanische Landschaften geologische Hinweise: Wie sah diese Lava aus, als sie ins Wasser gefossen ist? Oder ist sie an Land erstarrt? Wie lange ist das her? Und was weiß man darüber?
Und sie sind einfach schön anzuschauen: Lavaformationen können regelrechte Kunstwerke unter Wasser bilden, die wir aus verschiedenen Perspektiven in drei Dimensionen entschlüsseln können.
Vulkanische Tauchgebiete liegen über die ganze Welt verstreut. Aus Hotspot-Vulkanismus entstandene Inselketten wie die Kanaren oder Hawaii, die Heimat des Gletschervulkanismus Island, die vielen Tauchgebiete rund um den Pazifischen Feuerring wie Bali oder Indonesien, oder auch Kraterseen in der Eifel – vulkanische Tauchspots sind vielfältig.

Kanaren: Alte und Junge Lava

Hot Spot Vulkanismus: Die Geburt von Inseln aus Vulkanen

Nicht alle Vulkane liegen an Plattengrenzen. Auf der Erde verteilt finden sich einige „Hot Spots“: Stellen, an denen Lava austritt, weil der Druckaus einer darunter liegenden Magmakammer zu groß und die Kruste zu dünn ist. Dieser Spot bleibt an einer Stelle, die Platten hingegen driften – so kann aus dem selben Hotspot eine Insel nach der anderen wachsen.
Die Kanaren sind aus einem solchen Hotspot enstanden – die ersten vor etwa 20 Millionen Jahren (das war kurz nach dem Aussterben der Dinosaurier, geologisch betrachtet…) Die jüngsten Inseln La Palma und El Hierro sind erst um die zwei Millionen Jahre alt, und sie sind auch die, die heute noch vulkanisch am aktivsten sind. 2010 ist der Unterwasservulkan Tagoro vor El Hierro ausgebrochen, 2021 ein noch unbenannter Vulkan in der Cumbre Vieja Vukankette auf La Palma.

Lavaarten

Erdgeschichte zum Anfassen

In vulkanischen Landschaften wie auf La Palma kann man Erdgeschichte über Millionen von Jahren bestaunen.
Die Leute vorne in diesem Bild stehen auf dem Roque de Los Muchachos, dem höchsten Berg der Vulkaninsel La Palma, am Rand der Caldera de Taburiente. Diese Caldera ist kein Vulkankrater, sondern das Ergebnis immer wieder einstürzender Vulkane – der Fels hier stammt von der Geburt der Insel. Rechts, mitten in der Caldera, erhebt sich als einzelner Vulkan der Pico Bejenado, auch er schon lange nicht mehr aktiv. Aber geradeaus fällt der Blick auf die Cumbre Vieja: Das ist die jüngste Vulkankette, auf der es in den letzten 500 Jahren noch zu acht Vulkanausbrüchen kam. Der letzte davon Ende 2021 ist auf diesem Bild noch nicht zu sehen.

Tauchen auf den Kanaren

Die kanarischen Inseln sind ein Tauchparadies im Süden Europas, neben dem afrikanischen Kontinent im Atlantik gelegen.
Die nördlichsten Inseln sind die ältesten. Lanzarote ist schon vor 15-20 Millionen Jahren entstanden, und doch ist in der menschlichen Neuzeit in weiterer Vulkan ausgebrochen: Der Timanfaya hat von 1730 bis 1736 über fünf Jahre lang gespuckt. Das Gebiet ist heute ein viel besuchter Nationalpark. Unter Wasser hat Lanzarote von den Lavaflüssen im Norden bis zum Riff am Playa Chica viel zu bieten – herausragend sind dabei die Lavahöhlen. Fuerteventura, die andere alte Insel, ist von der Erosion durch die heftigen Winde und den starken Seegang fast schon abrasiert. Hübsch tauchen kann man dort trotzdem noch: Zwischen den Inseln oder auch in Morro Jable am Muränenriff.
Gran Canaria, um die 15 Millionen Jahre alt, ist landschaftlich unglaublich reizvoll. Besonders aufffällig sind hier die vielen Fischschwärme, und vor der Küste liegen einige interessante Wracks.
Teneriffa ist immerhin auch schon 12 Millionen Jahre alt – der höchste Berg Spaniens, der Teide, ist aber immer noch vulkanisch aktiv. Zuletzt kam es 1909 zu einem kleinen Ausbruch im Teide-Massiv – geologisch gesehen war das gestern. Deshalb wird der Teide auch akribisch überwacht, sollte die Aktivität zunehmen, wird die Bevölkerung gewarnt. Die beliebte Badeinsel lädt natürlich auch zum Tauchen ein – ob von Land oder vom Boot, es gibt für jeden Geschmack etwas.
La Gomera ist eine schöne, aber unter Wasser ungewöhnlich flache Insel. Man kann ein wenig bunte Fische gucken gehen, sie ist aber zum Wandern besser geeignet als zum Tauchen.
Die geologisch jungen Inseln La Palma und El Hierro bieten neben der Landschaft auch die mit Abstand spektakulärsten Tauchspots auf den Kanaren. Auf El Hierro wird vor allem im Naturschutzgebiet getaucht, wo man eine unglaubliche Fischvielfalt bewundern kann. Was auf den Kanaren leben kann, wenn nicht gefischt wird, zeigt sich hier. Auf La Palma geht es von Land aus beachtlich tief: Kurz vor der Küste kann man ohne weiteres selbst die 100m Marke knacken, und gemütlich dem Meeresboden entlang dekomprimieren. Deshalb zieht die Insel neben den normalen Tauchern, die natürlich auch auf ihre Kosten kommen, auch eine Gemeinschaft von technischen Tauchern an, die hier die Tiefe erkunden möchte. Bekannt wurde die kleine Insel vor allem durch den Vulkan, der von September bis Dezember 2021 hier wütete. Resultat davon ist ein neues Lavadelta an der Küste, an dem eine Vielzahl interessanter Tauchspots zu erwarten sind.
Wo ist es am Schönsten? Das läßt sich nicht so einfach beantworten… Aber ein paar ganz gute Tipps bekommt man hier: Wo sind die schönsten Tauchplätze auf den Kanaren?

Kanaren | Bild: Fernando Robledano
SSI Cavern Diver

Abenteuer Höhle

Wo Vulkane sind, gibt es auch Lavatunnel – und wo es die gibt, findet man unter Wasser Höhlen.
Auf den Kanaren locken viele kleine Meereshöhlen. Keine verzweigten System, aber doch kleine Tunnels, in denen man nicht mehr direkt auftauchen kann, und auf die manchmal die Wellen und die Gezeiten deutliche Kräfte ausüben.
Wer in Höhlen tauchen will, muss dafür ausgebildet sein. Für solche ersten Erlebnisse gibt es als Einsteigerkurse z.B. den SSI Cavern Diver, mit dem man die meisten Spots betauchen kann. Wer weiter vordringen will, muss sich dann intensiv mit dem Höhlentauchen auseinandersetzen.

Island: Silfra-Spalte und Spa-Tauchen

Auf Island gibt es diesen einen Tauchgang: Die Silfra-Spalte. Man taucht hier sozusagen zwischen zwei Kontinentalplatten ab – danach erstaunt es einen auch nicht zu sehen, wie sehr die Insel über diesem Spalt von vulkanischen Aktivitäten geprägt ist.
Die Silfra Spalte zieht sich im Süden Islands durch den Thingvellir – Nationalpark. Die bis zu 63m tiefe Spalte ist mit kristallklarem Gletscherwasser gefüllt, so dass nichts den Blick auf die beiden Kontinentalplatten versperrt. Man kann unter Wasser den eurasischen und den nordamerikanischen Kontinent gleichtzeitig berühren – auseinanderschieben muss man die Platten aber nicht. Sie driften schon von selbst jedes Jahr 7cm weiter auseinander.
Die Silfraspalte ist stark besucht, sowohl Taucher als auch Schnorchler aus der ganzen Welt möchten diese einmalige geologische Attraktion sehen. Getaucht wird nur in Trockentachanzügen, was bei 2-4 Grad Wassertemperatur schlicht notwendig ist. Die Speciatlty zum Trockentauchen kann man vor Ort absolvieren, oder schon vorab, um den Ausflug noch entspannter genießen zu können.
Wem ein Tauchgang nicht genug ist, der findet weitere kleinere Spalten, in denen man Lavafelsen bewundern kann.
Ein weiteres ganz besonderes Highlight ist das Tauchen an einem geothermalen Kamin, der wenige Meter unter der Wasseroberfläche endet: Strytan. Hier kommt 22 Grad warmes Wasser aus dem Fels, das eine deutliche Thermocline bildet und Nahrung für eine Vielzahl an Fischen liefert. Ein spektakuläres Beispiel für den vulkanischen Ursprung einer Vielzahl an Landschaften weltweit.

Tauchen in der Silfra-Spalte

Land der Geysire

Eine Sonderform vulkanischer Phänomene sind die Geysire, der isländischen Sprache ihren Namen verdanken. „Geysa“ bedeutet ausspucken, und genau das tun Geysire: Sie spucken kochend heißes Wasser.
Es handelt sich um Thermalquellen, in denen ein Teil des Wasser schlagartig in Dampf übergeht, und die so dann flüssiges Wasser und Dampf spektakulär in die Höhe blasen. Manche brodeln fast beständig und sehr regelmäßig, andere zeigen dieses Naturphänomen nur selten und unvorhersehbar…

Schematische Darstellung eines  Geysirs

Vulkan – Spa: Thermalquellen

Auch wenn die Zahl der Geysire enttäuschend gering ist, bleibt Island das Land der Themalquellen. Zwischen nur badewannengroßen sprudelnden Quellen bis zu der enormen blauen Lagune ist Island durchzogen von Quellen, die von der vulkanischen Aktivität erhitzt werden.

Hawaii: Ursprung vulkanischer Namen

Die Mutter aller Hot Spot Vulkanketten

Hawaii: Ein Name, der zum Träumen einlädt.Es handelt sich um eine Inselgruppe mitten im Pazifik, und Traumziel für viele Taucherinnen und Taucher. Der Name „Hawaii“ leitet sich von der Bezeichnung der größten Insel der Kette ab, die man manchmal auch „Big Island“ nennt. Aber auch die kleineren Inseln bieten sowohl über als auch unter Wasser spannende vulkanische Landschaften.

So wie andere Inselketten weit ab der Plattengrenzen auch, ist Hawaii ein Kind des Hot Spot Vulkanismus.  Über eine Länge von mehr als 6000km und während der letzten 89 Millionen Jahre hat dieser Hot Spot mehr als 120 einzelne Vulkane im Pazifik aufgetürmt – die Hawaii-Emperor-Kette. Viele davon haben nie die Oberfläche des Meeres durchbrochen, aber einige besonders spektakuläre bilden die heutigen hawaiianischen Inseln. Diese Vulkane gehören zu den größten der Erde. So erheben sich der Mauna Loa und der Mauna Kea beide mehr als 10 000 Meter, vom Grund der Tiefsee bis in mehr als 4 Kilometer über dem Meeresspiegel. Es handelt sich dabei um klassische Schildvulkane, die ihre vergleichsweise sanft abfallenden Flanken den hawaiianischen Eruptionen von meist dünnflüssigen Laven verdanken. Auf Grund der guten Fließfähigkeit der Lavaströme erreichen diese auch heute noch bei den ab und an stattfindenden Ausbrüchen der Vulkane auf Big Island das Meer, was einen spektakulären „Ocean Entry“ zur Folge hat.

Die Laven des Kilauea, und die polynesische Kultur der ersten Einwohner Hawaiis, haben auch die Nomenklatur der Vulkanologie geprägt. Die besonders schnell fließende Pahoehoe – Lava, und die eher blockige, scharfkantiges Gestein bildende Aa – Lava sind weltweit bekannt. Die hawaiianischen Vulkane bieten die seltene Chance, gleichsam den Weg der Lava von der Lavafontäne am aktiven Krater, über den sich die Hänge hinabwälzenden Lavastrom, bis zur Kissenlava unter der Meeresoberfläche, nachzuverfolgen. Und auch der gesamte „Lebenszyklus“ einer vulkanischen Insel wird hier greifbar: bereits vom Moment der feurigen Geburt an nagen auch die Kräfte der Erosion – Wind, Wasser, und auch das Leben – am Gestein. Molokini in der hawaiianischen Inselgruppe ist der gerade noch teilweise über den Meeresspiegel ragende Rand eines erloschenen Vulkans, über Wasser Heimat für Seevögel, und unter Wasser eines der schönsten Tauchgebiete der Inseln.

Hawaii Hotspot. Bild: National Geophysical Data Center/USGS
Lava am Kilauea. Bild: L. DeSmither, USGS

Indonesien: Die aktivsten Vulkane weltweit

Die Inselkette Indonesien, an einem Ausläufer des pazifischen Feuerrings angesiedelt, ist für ihre starken vulkanischen Aktivitäten bekannt. Der Inselstaat verzeichnet die größte Anzahl aktiver Vulkane in einem Land weltweit, kleinere Ausbrüche gehören zur Tagesordnung, heftiger Eruptionen mit mehreren Opfern geschehen alle paar Jahre. Zum Glück werden die Frühwarnsysteme besser, so dass die Zahl der Opfer im letzten Jahrhundert deutlich zurückgegangen ist.

Trotzdem der hohen vulkanischen Aktivitätit ist die Regionen dicht besiedelt: Die Lavaerde ist als sehr fruchtbar bekannt. Die Natur ist überwältigend, und die Tauchgebiete gehören zu den spektakulärsten weltweit.

Warum ist gerade diese Region so häufig von Erdbeben und Vulkanausbrüchen betroffen? Der Grund liegt in dem Aufeinandertreffen mehrerer Platten: Die Inseln liegen an der Grenze der Eurasischen und der Indoaustralischen Platte. Aber damit nicht genug, liegen zwischen den Kontinntalplatten ncoh kleinere, eingekeilte Platten: Die Burmaplatte und die Sundaplatte, und weitere, die eine tekonisch instabile Region prägen.
Insbesondere die Subduktion der ozeanischen Platte des Indischen Ozeans unter den Sundra-Schelf führt zu häufigen Bewegungen.

Unter Taucher:innen gehören gleich mehrere der indonesischen Inseln zu den weltweit bekannten Traumzielen: Klingende Namen wie Bali, Gilis, Sulawesi, Bunaken und Raja Ampat stehen auf den Wunschzielen ganz weit oben. Das warme Wasser, die traumhaften Strände, die Korallen und die tropischen Fische – genau das, was es braucht.
Aber nicht nur die Artnvielfalt, auch der vulkanische Ursprung prägen die Region. Lavafelsen unter Wasser sorgen für abwechslungsreiche Landschaften, man kann sogar Lavaströme bestaunen, die ins Wasser geflossen sind. Und als besondere Attraktion gibt es hier Stellen, an denen Vulkane unter Wasser aktiv sind und man oben noch die Wärme spüren und das Meer brodeln sehen kann.

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Galapagos

Auf der anderen Seite des pazifischen Ozeans liegen die Galapagos-Inseln. Knapp 1000 km vor der Küste Ecuadors und direkt am Äquator gelegen, sind sie ein weiteres Beispiel für Hot-Spot-Vulkanismus. Sie liegen auf der Nasca-Platte, die sich langsam über einen heute noch akriven Hot Spot bewegt. Die ältesten Gesteine lassen sich auf über 89 Millionen Jahre datieren, sind also vergleichsweise alt.

Sie sind bekannt für ihre Artenvielfalt sowohl an Land als auch unter Wasser.

 

Quiz 5: Vulkanische Tauchgebiete

Viel Spass bei deinem fünften und letzten Quiz: Tauchen mit Vulkanen


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