Atlantik? Tauchen? Echt jetzt?
Viele Taucher lieben warme Gewässer, mit ihren bunten, tropischen Fischen, den Korallen, dem weißen Sand – und klar, das ist nett. Aber, ganz ehrlich: Mich langweilt das relativ schnell. Irgendwie hänge ich am schwarzen Sand, den Lavafelsen und diesem intensiven, klaren Blau.
Der Atlantik sorgt immer wieder für neue Überraschungen, und genau das macht ihn so interessant. Da kommt mal eben der echt größte Rochen ever ganz nah vorbei, ein Manta macht (alle zwei Jahre) den Weg nach oben dunkel, manchmal sind ganz viele Drückerfische auf einem Fleck, dann plötzlich keiner mehr, dafür aber Schmetterlingsrochen – bei jedem Tauchgang ist es anders als noch ein paar Tage vorher. Das ist spannend, das liebe ich am Ostatlantik, und gerade hier auf La Palma an der steilsten der kanarischen Inseln.
Die Kanaren: Sieben Inseln, sieben Welten
Jede einzelne der kanarischen Inseln hat ihren eigenen Charme, unter wir über Wasser. Allen gemeinsam ist der vulkanische Ursprung, die schroffen Landschaften, die zerklüfteten Felsformationen unter Wasser. Keine Korallen, dafür aber bunte Schwämme, Höhlen, dunkler und heller Sand, Steilwände und Lavaflüsse.
Wenn man oft genug Urlaub macht und gerne immer wieder etwas neues sieht, kann man gut einfach eine Insel nach der anderen besuchen. Meine ganz persönliche Rangliste: No 1 ist La Palma, dicht gefolgt von El Hierro, danach kommt direkt schon Lanzarote. Teneriffa und Gran Canaria im Mittelfeld – die sind mir auch einfach zu groß und zu touristisch. Ach ja, und dann gibt es da noch Fuerteventura….
Fuerteventura – ach, Fuerteventura…. Es soll Leute geben, die diese Insel lieben, vor allem Surfer. Verstanden habe ich das nie. Tauchen kann man im Norden im Flachbereich zwischen Lanzarote und Fuerteventura, da mögen ein paar nette Spots sein. Dann gibt es in der Mitte die langgezogene Wand vor Caleta de Fuste, und im Süden das große und das kleine Muränenriff. Ganz ehrlich: Ich finde die Insel unter Wasser so langweilig wie an Land. Wahrscheinlich einfach deshalb, weil mir die Abwechslung und die Tiefe fehlen.
Auf Gran Canaria soll es sich gut tauchen lassen, sagt man. Ich war dort noch nicht im Wasser, habe aber mal beobachtet, wie das so läuft am „El Cabron“, dem meistbesuchten Landtauchplatz. Das ist ein felsiger Einstieg, fies, wellig… Und die Guides haen hier eine ganz eigene Methode entwickelt, die Leute ins Wasser und wieder raus zu bringen. JENS, NOVH MAL GENAU BITTE!
Das winzige La Gomera ist nicht gerade als Tauchdestination bekannt. Ich habe dort auch nur die Wälder und die Berge genossen – die Insel ist so schön, dass es sich lohnen würde, es einfach auszuprobieren.
Die allerkleinste der kanarischen Inseln ist El Hierro, und für die Festlandspanier gilt diese Insel als das Taucherparadies schlechthin. Deshalb liegt in La Restinga auch eine Tauchbasis neben der anderen. Getaucht wird immer vom Boot aus, und die Plätze sind in der Tat spektakulär. Die Chancen auf Großfisch sind besser als auf den anderen Inseln, die häufig deutlichen Strömungen scheinen für viele Tiere recht attraktiv zu sein. Einziges Manko: Da es nur einen kleinen lokalen Flughafen gibt, ist die Anreise etwas aufwändig.
Und dann ist da noch La Palma. Dass die grünste der kanarischen Inseln mein Favorit ist, wird niemanden erstaunen. Dafür gibt es gleich mehrere Gründe. La Palma ist unglaublich steil, und so wird es auch im Wasser sehr schnell sehr tief. Man kann gemütlich vom Strand aus ins Wasser gehen und ist kurz darauf auf jeder erdenklichen Tiefe. Da es im Flachen auch wunderschön ist, kommen auch Anfänger auf ihre Kosten – und die ganz Hartgesottenen können beim dekomprimieren auch noch bunte Fische gucken. Dazu kommt, dass die Tauchplätze so unterschiedlich sind, wie ich es auf keiner anderen Insel erlebt habe. Es bleibt also lange spannend, und es ist immer wieder etwas Neues zu entdecken.
Tauchen auf den Kanaren ist abenteuerlich
Wer hier taucht, muss sein Equipment selbst schleppen, selbst spülen, und oft auch den Jeep oder das Boot mit beladen. Gibt halt keine billigen Sklaven, und ihr wollt den Service nicht wirklich zum europäischen Mindestlohn zahlen…
Außerdem gibt es hier Wellen, Brandung, manchmal Strömung. Alles kein Problem, wenn man darauf hört, was der Guide so zum Thema Ein- und Ausstieg sagt. Ansonsten kann ein bisschen in der Brandung kugeln ja auch ganz witzig sein – zumindest für die Zuschauer…
Die meisten, die sich einmal darauf eingelassen haben, kommen aber immer wieder. Weil es nah ist, warm, trotzdem europäisch, und man einfach geil tauchen kann. Und es auch nach tausenden von Tauchgängen nicht langweilig wird.