Wie kriege ich ein gutes Microteaching hin?

Was Microteaching wirklich ist – und was nicht

Im Rahmen deines SSI Instructor Trainings begegnet dir früher oder später das Thema Microteaching. Für viele ist das zuerst einfach nur: „Ich soll jetzt also einen Theorievortrag halten.“
Genau darum ght es auch in erster Linie, aber es ist mehr als das. Es ist ein Werkzeug, mit dem du lernst, Inhalte klar zu strukturieren, didaktisch sinnvoll aufzubereiten und dabei gleichzeitig deine persönliche Art zu unterrichten zu entwickeln. Und du zeigst, dass du deine Schüler animierst, ihre eigene Ausrüstung zu erwerben und weiter am Ball zu bleiben.

Wichtig ist dabei eines: Es geht nicht darum, „die perfekte Unterrichtsform“ zu finden. Das Microteaching ist eine Mini-Lektion mit einem festen Rahmen – ein Format, das sich für viele Themen eignet und mit dem alle Teilnehmer fair verglichen werden können. Was du daraus später machst, ist deine Sache. Du darfst (und sollst!) es anpassen, lockern, verspielter machen oder tiefer – aber jetzt geht es erst einmal darum, die Grundlagen zu verstehen.

Warum Theorieunterricht? Und warum du ihn gut machen solltest

Gerade in Zeiten digitaler Ausbildung stellt sich die Frage: „Brauchen wir überhaupt noch Theorieunterricht im Präsenzformat?“
Kurze Antwort: Das kommt drauf an. Lange Antwort: Unbedingt – wenn er sinnvoll gemacht ist.

Die SSI-Theorieeinheiten sind dazu da, um das digitale Selbstlernen zu ergänzen. Du hilfst deinen Schülern, das Gelernte mit echten Taucherfahrungen zu verknüpfen. Du gibst ihnen einen Raum, Fragen zu stellen, Zusammenhänge zu verstehen und sich wirklich sicher zu fühlen. Und du kannst überprüfen, ob sie das nötige Wissen tatsächlich verinnerlicht haben – oder ob sie nur durchgeklickt haben. Dazu musst du nicht in einem Klassenraum sitzen: Du kannst überall, beim Packen, auf der Fahrt, beim Briefing, in der Oberflächenopause, einfach mal kurz über die “Theoriesachen” reden, die man jetzt gerade in die Praxis umsetzt…

Aber Theorie kann noch mehr: Sie ist ein Werkzeug, um Taucher langfristig zu binden.
Menschen bleiben beim Tauchen, wenn sie das Gefühl haben, verstanden zu haben, was sie da eigentlich tun. Wenn sie Zusammenhänge erkennen. Wenn sie merken, dass sie sicherer werden, weil sie sich mit der Materie auseinandersetzen.
Und genau da kommst du ins Spiel. Ein gut gemachter Theorievortrag zeigt, dass Tauchen nicht nur ein Erlebnis ist – sondern ein durchdachtes Konzept. Und das schafft Vertrauen.

Die Struktur eines Microteachings – klar, kompakt, anwendbar

Lass uns den Bewertungsbogen anschauen, mit dem deine Präsentation am Ende beurteilt wird, und Schritt für Schritt durchgehen, was es mit den Punkten auf sich hat und wie man sie elegant berücksichtigen kann. Du kannst ihn direkt öffnen und selber genau nachschauen, welche Kriterien du erfüllen musst – ganz transparent und einfach.
Dazu haben wir ein Beispielvideo: Vielleicht kein typisches Tauchthema, aber die Struktur wird hier in vorbildlicher Form eingehalten. perfekt also, um mit ein wenig Spaß zu verstehen, was von euc erwartet wird – und dass der Rahmen auf jedes, wirklich jedes Thema anwendbar ist.

Das Thema klären

Bevor du loslegen kannst, musst du dir als erstes einen Überblick über dein Thema verschaffen. Normalwerweise bekommst du einen Abschnitt aus einem Kapitel des Kurses zugeteilt – für den OWD, den du am meisten üben wirst, z.B. “Kapitel 2: Das Tariersystem”, “Kapitel 3: Richtige Aufstiegstechniken” oder “Kapitel 6: Auf sich selbst aufpassen”.
Als erstes solltest du nun schauen, was die Schüler in diesem Kapitel lesen, die Instructor-Ansicht anschauen, und auch einen Blick darauf werfen, worum es vorher und nachher geht. An welchem Punkt des Kurses sind wir? Was wissen die Schüler schon, welche Erfahrungen haben sie bereits machen können, und was ist neu?
Wenn wir dabei merken, dass wir selber etwas noch nicht ganz verstanden haben, können wir das jetzt auch noch erarbeiten, so dass wir den Inhalt auf jeden Fall sicher präsentieren können.
Sobald das klar ist, geht es an die einzelnen Teile der Präsentation.

Einstieg: Worum geht es, und warum muss man das wissen?

Ein guter Theorievortrag beginnt nicht einfach mit „Also, als Erstes…“, sondern mit einer klaren Einleitung, die den Zuhörenden sofort zeigt, worum es geht – und warum es für sie wichtig ist. Dazu gehören drei Elemente:

  • Das Lernziel – formuliert als „Nach dieser Einheit kannst du …“
  • Der persönliche Nutzen (Value) – Warum ist das wichtig für meine Sicherheit, mein Wohlgefühl, meine Tauchzukunft?
  • Die Schlüsselpunkte (Key Points) – Maximal drei Begriffe oder Konzepte, die du vermittelst

Schreib dir die Einleitung komplett ausformuliert auf – am besten so, dass du sie den ganzen Vortrag über sichtbar machen kannst. Denn: Ganz am Ende musst du hierher zurückkommen – deine Zusammenfassung besteht aus den selben Elementen, du musst sie einfach nur noch mal wiederholen!

Hauptteil: Inhalte vermitteln – ohne sie einfach runterzurattern

Das Microteaching lebt davon, dass du Inhalte so vermittelst, dass sie bei den Teilnehmenden auch ankommen. Du musst nicht alles auswendig wissen, aber du solltest sicher und verständlich erklären können. Dafür gilt:

  • Verwende Hilfsmittel: Bilder, echte Ausrüstung, Skizzen, digitale Grafiken

  • Sprich in deiner Sprache – kein Ablesen, kein „ich muss das alles sagen“

  • Achte darauf, ob deine Zuhörenden folgen können – frag ruhig mal: „Klingt logisch?“ oder „Wer von euch hat das schon erlebt?“

Wichtig ist, dass deine Zuhörer das Gefühl haben, hier nicht irgendeine Pflichtveranstaltung abzusitzen, sondern wirklich etwas relevantes zu lernen. Und das erreichst du am besten dadurch, dass du tatsächlich relevanten Inhalt erklärst 🙂

Interaktion: Theorie ist keine Einbahnstraße

Ein häufiger Fehler bei Theorievorträgen: Man redet – und alle anderen hören vielleicht zu.
Besser: Du baust bewusst kleine Interaktionen ein. Frag zum Beispiel nach Vorerfahrungen, bitte jemanden, ein Beispiel zu nennen, oder gib ein kurzes Mini-Quiz, bei dem alle mitdenken müssen.

Solche Momente wirken Wunder, selbst wenn sie nur 10 Sekunden dauern. Sie zeigen: Ich beziehe euch mit ein. Ich interessiere mich für eure Sicht.

Und dann kannst du in Teilen deiner Präsentation das stumpfe “Ich trage vor, ihr hört zu” auch ganz aufbrechen, und deine Schüler selber etwas erarbeiten lassen. In einem Microteaching ist die Zeit zwar knapp – aber für eine kleine Aktivität ist eigentlich immer Zeit. Beispiele gefällig? Lass dich von eingen Ideen unserer früheren Kandidaten inspirieren!

Das Informationssystem: Tauchgänge loggen

Sorge dafür, dass deine Schüler alle ihren Tauchcmputer dabei haben. Wenn es um das Logbuch geht, loggt ihr gemeinsam den letzten Tauchgang, den ihr gemacht habt. Dabei lernen die Schüler, die Daten aus ihrem Computer auszulesen und das Logbuch zu nutzen – viel besser, als wenn du über Logbücher redest….

AMV berechnen

Kaum ien Thema lässt sich so schwer erklären, und ist doch sooo einfach. Du kannst einen Teil deiner Schüler die Formel nutzen lassen, einen Teil die vereinfachte Erklärung “Liter durch duchschnittlichen Druck durch Zeit” (was du vorher erklärst…), und ein Teil darf das AMV aus dem SSI Logbuch ziehen. Danach sollen sie kurz diskutieren, welche Form sie am einfachsten finden, und ob es für sie Sinn macht, ihr AMV nachzuvollziehen.

 

Dive Guide: Gruppenkontrolle

Lass einen der Schüler die Führung übernehmen, um eine kleine Tour rund um den Schulungsraum zu unternehmen. Gib den anderen Schülern je eine Aufgabe, was sie anstellen solen – in die andere Richtung gehen, Blumen ausreißen, alles anfassen, trotz Regen auf Socken nach draußen gehen…. Der Guide soll darauf angemessen reagieren. Nach der Runde diskutiert ihr, was angemessene Reaktionen auf unangemessenes Verhalten von Tauchern sein können.

Lungenüberdehnungsverletzungen

Drucke die Grafik aus dem Manual aus und bereite Kärtchen mit Namen und Symptmen der unterschiedlichen Barotraumata vor. Die Schüler sollen als Gruppe die korrekten Bezeichnungen zu der Darstellung sortieren und mit den entsprechenden Symptomen verknüpfen.

Ausrüstungspflege

In verschiedenen Themen kommt ein Bereich Ausrüstungspflege vor. Das muss man nicht trocken erklären – dafür geht man am besten dort hin, wo man die Ausrüstung normalerweise spült, erklärt wie es geht, und lässt jeden seine Ausrüstung spülen.

Verkaufsaspekt: Ja, das gehört dazu

Klingt erstmal schräg, oder? Einen Theorievortrag mit Verkauf verknüpfen?
Aber schau mal: Wir wollen, dass unsere Schüler dranbleiben – und wer eigenes Equipment hat, geht öfter tauchen. Und wer nach dem Kurs schon viele Ideen hat, was er noch alles ausprobieren und lernen möchte, der wird sich auch eher weiterbilden. Das führt dazu, dass die Schüler tatsächlich mehr Freude an ihrem neuen Hobby haben und länger dabei bleiben.
Du sollst hier nicht Druck machen, ein Tauchkurs ist keine Kaffeefahrt, sondern Komfort und Sicherheit vermitteln.

Dazu gehört:

  • Zeige passende Spezialkurse (Dry Suit, Nitrox, Perfect Buoyancy, …)
  • Wecke Interesse an eigenem Equipment, ohne Leihequipment schlechtzureden
  • Stelle immer den Mehrwert für den Schüler in den Vordergrund

Sicherheits- oder Umwelthinweis: Zeig Haltung

Zu guter letzt gehört in jeden Theorievortrag ein kurzer Hinweis auf sicheres Tauchen oder Umweltschutz – idealerweise beides. Das muss kein langer Vortrag sein. Ein Satz reicht:
„Wir haben am Tauchplatz extra einen kleinen Mülleimer dabei für euren Abfall“; “Wenn du das gut kannst, bist du nicht mehr so abgelenkt und dein Tauchgang wird viel sicherer”,  “Du musst nicht imer weit fliegen, hast du schon die Tauchplätze in deiner Region erkundet?” oder: „Bitte tritt niemals auf Riffe – selbst wenn es aussieht wie Stein.“

Der Punkt ist: Du zeigst, dass dir diese Dinge nicht egal sind. Und du gibst deinen Schülern etwas mit, das über das Kapitel hinausgeht. Das sollte unter Tauchern wichtig sein – wenn die jetzt nachwachsende Generation noch Korallenriffs sehen will, muss nämlich dringend etwas passieren.

Jetzt bist du dran!

Mit dieser Vorbereitung solltest du in der Lage sein, dein erstes Microteaching vorzubereiten. Probiere es einfach aus – der Microteaching-Builder kann dir dabei hlfen, dass du nichts übersiehst.

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